Hörgeräte und Hörimplantate: Digitale Hörhilfen für mehr Komfort im Alltag

Wenn im höheren Alter die Sinne nachlassen, können Hilfsmittel die Lebensqualität steigern. Hörgeräte haben sich in den letzten Jahren stark entwickelt und sind heute diskrete High-Tech-Hilfen, die das Funktionsdefizit des Hörorgans sehr gut ausgleichen.

Aus einer großen Auswahl an Hörgeräten und Hörimplantaten findet sich für jedermann die passende Hörhilfe ©Kzenon | Fotolia.com


1. Wie haben sich Hörhilfen entwickelt?

2. Wie funktionieren Im-Ohr-Hörgeräte?

2.1. Bauformen

2.2. Belüftung

3. Wie funktionieren Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte?

3.1. Bauformen

3.2. Belüftung

3.3. Hörimplantate: Cochlea-Implantat

4. Welcher Technik bedienen sich digitale Hörgeräte?

4.1. Digitalisierung der Steuerung

4.2. Automatische Programme

4.3. Konnektivität von Hörgeräten

5. Was kosten Hörgeräte und Implantate?

6. Wie können Hörgeräte erworben und finanziert werden?


Früher waren Hörgeräte oft sehr auffällig und klobig, weshalb das Tragen von vielen als unangenehm empfunden wurde. Hörgeräte heute sind deutlich diskreter und bieten einen hohen Tragekomfort. Vor allem aber die technische Entwicklung von Hörgeräten und Hörimplantaten ist bemerkenswert. Aus den oft schwer bedienbaren analogen Geräten sind High-Tech-Hilfen mit modernem Design geworden.

1. Wie haben sich Hörhilfen entwickelt?

Moderne Hörgeräte sind mit der Technik eines kleinen Computers ausgestattet und überzeugen mit einfacher Bedienung und verbesserter Leistung. Mithilfe der neuen Technik erfassen die Hörgeräte die aktuelle Hörsituation des Trägers, analysieren diese und passen sich anschließend automatisch an das akustische Umfeld an. Die Hörgeräte wandeln dabei den Schall in elektronische Informationen um, passen diese an und verstärken die wichtigen Signale bzw. reduzieren die unerwünschten. Gleichzeitig mit der technischen Entwicklung wurden die Hörgeräte immer kleiner und unauffälliger, die üblichen Bauformen blieben dabei jedoch erhalten.

2. Wie funktionieren Im-Ohr-Hörgeräte?

Grundlegend unterscheidet man zwischen Im-Ohr-Hörgeräten und Hinter-dem-Hörgeräten. Beide Bautypen haben Vor- und Nachteile, die nach den Bedürfnissen und Anforderungen des Trägers ausgewählt werden müssen.

Im-Ohr-Hörgeräte gelten als kosmetisch unauffälligste Variante eines Hörgerätes. Diese Hörhilfen werden vollständig im Ohr getragen und bringen die gesamte Technik der Hörhilfen in der Ohrmuschel bzw. innerhalb des Gehörgangs unter. Dadurch kann auf einen externen Teil, beispielsweise hinter dem Ohr, verzichtet werden. Durch die Bündelung der Technik wird das Gerät wird wesentlich kleiner und dezenter, zeichnet sich gleichzeitig aber durch hohen Tragekomfort aus. Ein Nachteil der gebündelten Technik ist jedoch, dass Im-Ohr-Hörgeräte nicht von jedem genutzt werden können. Bei starker Schwerhörigkeit reichen die Leistungen von Im-Ohr-Hörgeräten nicht immer aus, um den Hörverlust auszugleichen. Gleichzeitig sind individuelle Faktoren wie der Durchmesser des Gehörgangs des Trägers wichtig. Ist dieser zu klein, kann das Im-Ohr-Hörgerät nicht getragen werden. Auch für Personen, die viel Schweiß und Ohrenschmalz produzieren, kann das Im-Ohr-Hörgerät nachteilig sein.

2.1. Bauformen

Im-Ohr-Hörgeräte können unterschiedlich groß sein. Bei der gängigsten Bauform wird die gesamte Ohrmuschel durch das Im-Ohr-Hörgerät ausgefüllt. Dabei wird das Hörgerät in den Gehörgang eingeführt und bleibt am äußeren Ohr sichtbar. Daneben gibt es aber auch Modelle, die so klein sind, dass sie komplett in den Gehörgang passen. Diese kleinsten Hörgeräte auf dem Markt sind von außen quasi nicht mehr zu sehen.

2.2. Belüftung

Mit dem Vorteil der Unauffälligkeit geht einher, dass Im-Ohr-Hörgeräte ein sogenanntes Venting benötigen. Darunter versteht man eine Belüftung, die für einen Druckausgleich sorgt. Um diese zu einzubauen, muss ein Loch in das Gerät gebohrt werden. Da die Geräte von geringer Größe sind, liegen Mikrofon und Hörer recht eng beieinander, daher kann es manchmal zu unangenehmen Rückkopplungseffekten kommen, wenn zu wenig belüftet wird. Infolge kann der Nutzer ein störendes Pfeifen vernehmen.

3. Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte

Durch die Bauform wird der wesentliche Teil von Hinter-dem-Ohr-Geräten, wie der Name schon sagt, hinter dem Ohr getragen. Im Ohr befindet sich lediglich ein Ohrpassstück, welches über einen Schallschlauch mit dem eigentlichen Hörgerät hinter dem Ohr verbunden ist. Obwohl diese Geräte technisch besser ausgestattet sind als die unauffälligeren Im-Ohr-Hörgeräte, wurden Hinter-dem-Ohr-Geräte in den letzten Jahren zunehmend kompakter konzipiert. Somit konnte die Optik verbessert werden, ohne auf die hohe Leistungsfähigkeit zu verzichten. Dadurch können sie auch von Menschen mit erheblicher Schwerhörigkeit genutzt werden. Durch die technisch vorteilhafte Bauform der Hinter-den-Ohr-Geräten entsteht außerdem ein Klang, der als sehr natürlich wahrgenommen wird.

3.1. Bauformen

Die meisten modernen Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte wurden so entwickelt, dass ausschließlich an der Oberseite des Ohres sitzen. Optisch vergleichbar mit einem Brillenbügel wirken diese Geräte sehr dezent und können somit auch problemlos von Brillenträgern genutzt werden.

3.2. Belüftung

Die offene Bauform dieser Geräte gewährleistet eine natürliche Belüftung. Aufgrund dieser besseren Belüftung werden Verschlusseffekte wie bei den Im-Ohr-Geräten nahezu ausgeschlossen. Zudem sind Mikrofon und Hörer deutlich weiter voneinander entfernt als bei Im-Ohr-Geräten, das Risiko für Rückkopplungseffekte fällt dadurch deutlich geringer aus.

3.3. Hörimplantate: Cochlea-Implantat 

In manchen Fällen sind Hörgeräte nicht ausreichend, um die Hörfähigkeit wiederherzustellen. In diesen besonderen Fällen kommen Hörimplantate zum Einsatz. Mithilfe eines chirurgischen Eingriffes dauerhaft implantiert, kommen diese Hörhilfen für Personen in Frage, die aufgrund von Krankheit oder einer Behinderung keine andere Möglichkeit haben, ihre Hörfähigkeit zu verbessern. Entgegen der Erwartungen sind Hörimplantate nicht unsichtbar. Vielmehr bestehen diese aus komplexen Einzelteilen, die sowohl im als auch am Ohr installiert sind. Die gängigste Art des Hörimplantats ist das sogenannte „Cochlea-Implantat". Benannt nach der Hörschnecke, Cochlea, wird dieses Implantat mit seinen verschiedenen Elementen unter die Haut transplantiert. Neben der Empfangsspule unter der Haut hat das Implantat auch verschiedene externe Bauteile, die ähnlich wie beim Hinter-dem Ohr-Hörgerät am Ohr getragen werden. Da die Implementierung des Geräts aufwendig und komplex ist, ist es nur für Menschen mit Behinderungen oder schwerwiegenden Krankheiten empfehlenswert.

4. Welcher Technik bedienen sich digitale Hörgeräte?

Unabhängig von der Bauart bieten digitale Hörgeräte viele Verbesserungen sowie einige Extras gegenüber ihren analogen Vorgängern.

4.1. Digitalisierung und Steuerung

Durch die digitale Steuerung sind Signalprozessoren in der Lage, den Schall, der in elektronische Information umgewandelt wird, umfassend zu manipulieren. Mit dieser Steuerung können Rückkopplungen oder Stör- und Windgeräusche komplett herausgefiltert werden, was das Tragen eines Hörgerätes spürbar angenehmer macht. Die digitale Steuerung ermöglicht zudem, dass bestimmte Signale verstärkt wahrgenommen werden. So erkennen digitale Hörgeräte bestimmte Sprachsituationen und können die Sprecher in der Umgebung des Trägers verstärken. Dies führt zu einem besseren Sprachverstehen, auch in lauteren Umgebungen.

4.2. Automatische Programme

Hörgeräte erkennen bestimmte Hörsituationen und schalten automatisch in die dafür passenden Programme. Diese automatischen Programme lassen sich mit manuellen Eingriffen oder durch eine Justierung beim Akustiker individuell anpassen. Der Klang, der auf diese Weise entsteht, ist um ein Vielfaches besser als bei den analogen Hörgeräten. So steht auch Kino- oder Theaterbesuchen nicht mehr das eingeschränkte Hörvermögen im Wege.

4.3. Konnektivität von Hörgeräten

Neben akustischen Vorteilen bieten moderne Geräte auch verschiedene Extras, die die Bedienung anwenderfreundlicher gestalten. So sind verschiedene moderne Hörgeräte mit sogenannten „Bluetooth-Schnittstellen" ausgestattet. Diese digitale Schnittstelle ermöglicht die kabellose Verbindung mit Geräten, die ebenfalls über eine Bluetooth-Schnittstelle verfügen. So können verschiedene elektronische Geräte wie Mobiltelefon, MP3-Player und Radio- oder Navigationssystem im Auto kabellos mit dem Hörgerät verbunden werden. Der Träger kann die Musik- und Sprachausgabe dieser verbundenen Geräte direkt über sein Hörgerät empfangen, das Hörgerät dient dabei als verstärkter Kopfhörer.

Eine weitere Ausstattungsmöglichkeit ist eine kleine handliche Fernbedienung, mit der die Standardeinstellungen wie Lautstärke und Bedienprogramm geändert werden können. Durch die Fernbedienung ist es nicht mehr nötig, die Einstellungen direkt am Hörgerät zu ändern, was die Bedienung im Alltag um deutlich vereinfacht.

5. Was kosten Hörgeräte und Implantate?

Moderne Hörgeräte werden stetig weiterentwickelt, sind aber im Durchschnitt nicht teurer als ihre analogen Vorgänger. Deswegen werden von Herstellern fast ausschließlich digitale Hörgeräte angeboten, selbst in der Einstiegsklasse der zuzahlungsfreien Hörgeräte. Die Kosten von Hörgeräten belaufen sich je nach Modell und Leistung zwischen 800 und 4.000 Euro.

Hörimplantate sind weitaus teurer als Hörgeräte, so belaufen sich die Kosten für ein Cochlea-Implantat auf ca. 40.000 Euro. Durch die besonderen Vorrausetzungen, die ein Hörimplantat mit sich bringt, werden diese Kosten in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen. Sollte jedoch keine medizinische Notwendigkeit für ein Hörimplantat gegeben sein, muss man für die Kosten selbst aufkommen.

6. Wie können Hörgeräte und Implantate erworben und finanziert werden?

Der erste Schritt zur Anschaffung eines Hörgerätes sollte immer ein Termin bei einem Facharzt sein. Der HNO-Arzt untersucht das Gehör und führt einen Hörtest durch. Mithilfe der Diagnose des Arztes kann dann entschieden werden, ob die Anschaffung eines Hörgerätes sinnvoll ist oder ob andere Behandlungsmöglichkeiten in Frage kommen. Der Facharzt erstellt bei Bedarf eines Hörgerätes ein sogenanntes Audiogramm, das genaue Auskunft über das Hörvermögen gibt. Ausgehend von diesem Audiogramm kann der Hörgeräteakustiker passende Hörgeräte auswählen.

Erachtet der Arzt die Anschaffung eines Hörgerätes für medizinisch notwendig, stellt er ein Rezept aus. Gemeinsam mit dem Kostenvoranschlag des Hörgeräte-Akustikers für das gewünschte Hörgerät kann die Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragt werden. Erst nach schriftlicher Zusage ist es jedoch sicher, dass die Kasse den Festbetrag für das ausgewählte Gerät übernimmt.

TIPP DER REDAKTION:

Nach Erhalt des Rezeptes sollten Sie sich zuerst bei Ihrer Krankenkasse erkundigen, welche Hörgeräteakustiker als Vertragspartner mit der Kasse zusammenarbeiten. Lassen Sie sich anschließend mehrere Kostenvoranschläge von Vertrags-Akustikern erstellen, damit das für Sie am besten geeignete Hörgerät ausgewählt werden kann.

Krankenkassen übernehmen nicht die Gesamtkosten für Hörhilfen, sondern zahlen nur einen Pauschalbetrag von derzeit 784,94 Euro. Wie hoch die Kosten für Hörgeräte generell sein dürfen, die bezuschusst werden, legt der Hörgeräte-Akustiker zusammen mit der Krankenkasse fest. Der Akustiker muss aber mindestens ein „Kassen-Hörgerät" im Sortiment haben, welches den maximalen Zuschuss nicht übersteigt – somit hat man generell einen Anspruch auf ein zuzahlungsfreies Hörgerät. Auch diese Geräte müssen mit der neuen digitalen Technik ausgestattet sein, verfügen aber sonst meist nicht über Sonderausstattungen. Außerdem schultern die Kassen die Anpassung, Wartung und Reparatur des Hörgeräts.

HINWEIS DER REDAKTION:

Entscheiden Sie sich für eine Hörhilfe, die diesen Pauschalbetrag übersteigt, müssen Sie die zusätzlichen Kosten selbst tragen. Im Ausnahmefall bezuschussen die Krankenkassen auch teurere Hörgeräte, wenn diese medizinisch notwendig sind. Wenn Sie zwei Hörhilfen benötigen, ziehen die Krankenkassen in der Regel automatisch einen Abschlag von zwanzig Prozent von den Kosten des zweiten Gerätes ab.

 

Vom Initiativkreis empfohlene Hersteller und Dienstleister

Deutscher Seniorenlotse - Verbraucher­empfehlungen
Produkte und Dienstleistungen


Anzeige