Gesundheit & Seniorenfachhandel Mundgesundheit / Zahngesundheit

Mundgesundheit / Zahngesundheit: Wichtig für die Gesundheit des ganzen Körpers

In den letzten Jahren ist die medizinische Bedeutung der Mundgesundheit und Zahngesundheit immer mehr ins wissenschaftliche Interesse gerückt. Inzwischen weiß man, dass das gesamte Zahn-, Mund-, Kiefer-System, das sogenannte stomatognathe System, eine immense Rolle für die Gesundheit des Körpers spielt. ©moviafilmes | Freepik.com


1. Mundgesundheit und Zahngesundheit – warum ist sie so wichtig?

2. Wie entstehen Zahnfleischentzündungen und Parodontitis?

3. Warum wirken sich Zahnfleischentzündungen auf den Gesamtorganismus aus?

4. Parodontitis

4.1. Periimplantitis

5. Welche Faktoren können die Mundgesundheit und Zahngesundheit schädigen?

6. Wie kann man Zahn- und Munderkrankungen verhindern?

7. Zahnpflege in der Altenpflege und bei immobilen Menschen

7.1. Schwierigkeiten der zahnärztlichen Versorgung in Pflegeeinrichtungen

7.2. Präventionsmanagement

8. Lebenslange Pflicht zur Pflege

9. Erkrankungen des Zusammenbisses: CMD-craniomandibuläre Dysfunktion

10. Homecare – Selbsthilfe


Insbesondere ältere Menschen und Senioren sind von einer ungenügenden Gesundheit oder auch erheblichen Krankheitszuständen im Mundraum betroffen, die nicht nur Wohlgefühl, Sozialfähigkeit und Lebensqualität vermindern, sondern auch zu ernsthaften Erkrankungen des gesamten Körpers führen können.

Die Ursachen für kranke Zähne und einen kranken Mund sind bekannt und lassen sich insbesondere auch durch Eigeninitiative erheblich verbessern, lindern oder beseitigen. Auch Senioren haben heutzutage mehr eigene Zähne und eine bessere Mundgesundheit, was auf ein größeres Bewusstsein für die Zahn- und Mundgesundheit und eine bessere Pflege zurückzuführen ist.

Die V. Deutsche Mundgesundheitsstudie stellt fest: „Gesunde Zähne sind auch das Ergebnis eigenverantwortlichen Handelns!"

Jeder Einzelne kann maßgeblich zur eigenen Zahn- und Mundgesundheit beitragen und damit auch Erkrankungen des Gesamtorganismus verhindern oder positiv beeinflussen.

1. Mundgesundheit und Zahngesundheit – warum ist sie so wichtig?

Gesunde Zähne, auch der Erhalt möglichst vieler eigener Zähne, und ein gesunder Mund verhindern Erkrankungen im Gesamtorganismus und erhöhen die Lebensdauer. Sie sind wichtig für Wohlbefinden, Lebensqualität und Sozialfähigkeit.

Ungenügend gereinigte Zähne führen zu Erkrankungen der Zähne selbst, zu Zahnfleischerkrankungen (Gingivitis) und zu Entzündungen und Abbau des Zahnhalteapparates (Parodontitis).

Chronische Entzündungen wie Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis belasten den Gesamtorganismus. Durch Studien belegt sind Zusammenhänge zwischen Gingivitis bzw. Parodontitis und

  • Herz-Kreislauferkrankungen und damit verbunden Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Entzündung der Herzinnenhaut
  • Herzrhythmusstörungen
  • Asthma und Erkrankungen der Atemwege einschließlich Lungenentzündung
  • Demenz
  • Diabetes
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Erektile Dysfunktion
  • Prostatakrebs
  • Autoimmunerkrankungen / Rheuma
  • Arthrose
  • Arthritis
  • Fettleibigkeit.

Dabei kann eine kranke Mundhöhle das Risiko für Erkrankungen im Gesamtorganismus erhöhen, diese auslösen oder aufrechterhalten, aber umgekehrt können Erkrankungen im Gesamtorganismus auch Erkrankungen in der Mundhöhle bewirken. Dabei konnten Studien zufolge die in der entzündeten Mundhöhle vorhandenen Bakterien, entzündliche Proteine und Immunantikörper auch in anderen entzündeten Organen festgestellt werden. Entzündungen an anderen Organen sind in großer Häufigkeit mit einer Parodontitis verbunden.

Aus den Wundflächen im Mundraum durch eine Parodontitis können also Infektionsrisiken im ganzen Körper resultieren.

2. Wie entstehen Zahnfleischentzündungen und Parodontitis?

Auf schlecht gereinigten Zähnen bilden sich Zahnbeläge, auch Plaque genannt. Der Zahnbelag ist eine Schleimschicht, der sogenannte Biofilm, der sich neben Wasser und Polysacchariden (Zuckermoleküle) aus Mikroorganismen und Bakterien, Viren und Pilzen zusammensetzt, die praktisch in dieser Schleimschicht eingeschlossen sind.

Im Biofilm befinden sich auch die „guten" Bakterien der gesunden Mundflora. Bereits kurz nach dem Zähneputzen bildet sich bereits wieder ein Biofilm auf den Zahnoberflächen, der als initialer Schutzfilm die Zähne vor Säureangriffen und Abrieb schützt. Zu diesem Zeitpunkt besteht im Biofilm ein Gleichgewicht zwischen den guten Bakterien und den schädlichen Bakterien.

Wird dieser initiale Schutzfilm aber zu lange auf den Zähnen belassen, verschiebt sich das Keimspektrum zugunsten der krankmachenden (pathogenen) Keime. Das bedeutet, dass der Biofilm nach einiger Zeit insbesondere nach dem Essen durch Zähneputzen wieder mechanisch entfernt werden muss, damit die schädigenden Bakterien nicht die Überhand gewinnen.

Im Zusammenhang mit Zucker bilden die Bakterien zudem eine Säure, was den Zahnschmelz angreift und eine Karies verursachen kann.

Werden die Zähne nicht gereinigt und verbleiben Nahrungsreste auf den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen, kann sich der Biofilm zugunsten der schädlichen Bakterien weiterentwickeln. Der Biofilm wird dann immer strukturierter, härter und zäher, und es entsteht schließlich unter Einbindung von Speichelbestandteilen Zahnstein.

Zahnstein bildet sich dann sowohl an den sichtbaren Zahnflächen als auch an den Wurzeloberflächen unter dem Zahnfleischrand in den Zahnfleischtaschen aus. Zahnstein kann nicht selbst entfernt werden, sondern muss zahnärztlich durch professionelle Zahnreinigung beseitigt werden.

Die Ursache von Karies und Zahnfleischerkrankungen sind die in den Zahnbelägen und im Biofilm sich befindenden schädlichen Bakterien, die zu einer Zerstörung der Zahnsubstanz (Karies) oder zu einer Verletzung des Schleimhautgewebes (Gingivitis) oder zum Abbau des Gewebes des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen können.

Schon wenige Tage ohne Zahnreinigung kann zu gut ausgebildeten Zahnbelägen und Entzündungsreaktionen führen.

Es kommt also auf das mikrobielle Gleichgewicht an.

3. Warum wirken sich Zahnfleischentzündungen auf den Gesamtorganismus aus?

Bei Zahnfleischentzündungen und insbesondere einer Parodontitis ist das kranke Gewebe gelockert und stellt eine Wunde dar. Durch diese Wunde können die Bakterien in die Blutbahn gelangen. Sie erreichen so andere Organe und können dort Entzündungen auslösen oder vorhandene Erkrankungen begünstigen. Das Ungleichgewicht im Zahnbelag zugunsten der schädlichen Bakterien kann so in anderen Organen akute und chronische Entzündungen verursachen.

Die Mundhöhle ist mit den Nasenhöhlen, mit den Nasennebenhöhlen und mit den Ohren verbunden, sodass die Bakterien bei einer chronischen Zahnfleischentzündung oder Parodontitis auch dort Infektionen verursachen können. Von dort können dann auch wieder andere Organe infiziert werden. 

Ebenfalls können die Bakterien eingeatmet werden, gelangen so in den Lungentrakt und können eine Lungenentzündung hervorrufen.

Studien in den USA haben den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Atemwegserkrankungen bestätigt. Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen wiesen eine schlechtere Mundhygiene, mehr Zahnstein und mehr erkrankte Zähne auf als Patienten ohne Atemwegserkrankungen (Bundeszahnärztekammer).

Auch kann eine Lungenentzündung verursacht werden, wenn bei einem Parodontitis-Patienten eine Operation unter Vollnarkose mit Intubation durchgeführt wird. Dabei können die Keime in die Lunge verschleppt werden. Ein Parodontitis-Patient sollte daher vor einem operativen Eingriff eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen.

Bei Rheuma, Arthritis- und Arthrosepatienten zum Beispiel wurden dieselben entzündlichen Marker sowohl in den entzündeten Gelenken als auch im entzündetem Zahnfleisch und Zahnhalteapparat gefunden (ZM-online 12/2015. Parodontitis und rheumatoide Arthritis).

Auch Diabetes Typ II und der damit verbundene hohe Blutzuckerspiegel und damit wiederum verbunden Fettleibigkeit ist häufig mit einer Parodontitis vergesellschaftet (ZMK, 14.11.2019).

Entzündliche Erkrankungen im Gesamtorganismus sollten daher bei vorhandener Parodontitis begleitet werden von der Behandlung der Parodontitis.

Der Krankheitsmechanismus von Zahnfleischentzündungen und Parodontitis ist dabei nicht nur ausgehend von der Mundhöhle auf andere Organe. Umgekehrt und durch Studien belegt können sich Erkrankungen anderer Organe auch auf die Mundhöhle auswirken und eine Parodontitis verursachen.

4. Parodontitis

Gemäß der V. Deutschen Gesundheitsstudie sind ca. 50 Prozent der Bevölkerung von einer Parodontitis betroffen. Auch wenn sich die Zahn- und Mundgesundheit bei den Senioren in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, weisen 65 Prozent der jüngeren Senioren (65-74-Jährige) eine parodontale Erkrankung auf. Jeder Zweite in dieser Altersgruppe hat eine moderate (44,8 Prozent) und jeder Fünfte eine schwere Parodontitis.

Bei den älteren Senioren – den 75- bis 100-Jährigen – weisen 90 Prozent eine moderate bzw. schwere Parodontitis auf (DMS V).

Gleichzeitig wird aber darauf hingewiesen, dass sich präventive Maßnahmen positiv auf parodontale Erkrankungen auswirken können. Werden zahnärztliche Präventionsangebote in Anspruch genommen und Zahnzwischenräume gereinigt, sind die Parodontalerkrankungen weniger häufig und weniger schwer.

Für eine Parodontitis kann es eine genetische Position geben, sie ist aber auch Folge unzureichender Zahnreinigung. Nicht behandelte Zahnfleischentzündungen können sich auf das Zahnbett und den Zahnhalteapparat ausweiten und eine Parodontitis verursachen.

Die im Zahnbelag befindlichen schädlichen Bakterien verursachen eine Zahnfleischentzündung – Gingivitis – bekanntes Symptom hierfür ist unter anderem Zahnfleischbluten. Spätestens dann sollte eine gründliche Entfernung der Zahnbeläge erfolgen.

Bei nicht behandelter Gingivitis kann sich die Entzündung auf das Zahnbett, den Zahnhalteapparat ausweiten, und es ist dann eine Parodontitis entstanden.

Bei der Parodontitis entstehen Zahnfleischtaschen, die zwischen 4 und 12 mm tief sein können. In diesen Zahnfleischtaschen können sich die schädlichen Bakterien ungehindert vermehren. Sie dringen immer weiter vor, zerstören das Bindegewebe und schließlich den Kieferknochen. Wenn der Kieferknochen so zerstört ist, dass der Zahn keinen Halt mehr findet, kann der Zahn wackeln und herausfallen.

Eine mittelschwere oder schwere Parodontitis muss zahnärztlich oder oralchirurgisch behandelt werden.

Nach der zahnärztlichen oder oralchirurgischen Behandlung muss eine sorgfältige Pflege zur Aufrechterhaltung des Ergebnisses und zur Prävention vor erneuten Entzündungen durchgeführt werden.

4.1. Periimplantitis

Nach Zahnverlust ist festsitzender Zahnersatz durch Zahnimplantate heute gängig. Bei vorhandenen Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis kann es zu Entzündungen um das Implantat herum kommen – die Periimplantitis. Vor dem Inserieren von Implantaten ist daher eine gründliche Pflege der Zähne und  Beseitigung der Entzündungsherde zu empfehlen und muss auch nach der Implantation aufrechterhalten werden.

5. Welche Faktoren können die Mundgesundheit und Zahngesundheit schädigen?

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Zahn- und Mundgesundheit schädigen können. Daneben kann es auch eine genetische Disposition für Entzündungen im Mundraum geben.

Rauchen

Rauchen stellt ein sehr hohes Risiko dar, an einer Parodontitis zu erkranken. Raucher erkranken 7 Mal öfter an einer Parodontitis als Nichtraucher. Frühe Herzinfarkte von Rauchern stehen auch oftmals mit einer Parodontitis-Erkrankung in Verbindung (Bundeszahnärztekammer).

Ernährung

Allgemein bekannt ist, dass insbesondere eine zuckerreiche Ernährung zur Schädigung des Zahnschmelzes und damit zu einer Karies führt. Zu viel Zucker und zu viel tierische Fette können aber auch maßgeblich zu chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Parodontitis beitragen.

Bluthochdruck

Patienten mit hohem Blutdruck haben durch Studien belegt ein um 49 Prozent erhöhtes Risiko, an einer schweren Parodontitis zu erkranken. Eine mittelschwere bis schwere Parodontitis wiederum kann erhöhten Blutdruck verursachen, was das Herz belastet.

Herz und Blutdruckmedikamente

Herz- und Blutdruckmedikamente können Auswirkungen auf die Mundhöhle, Wucherungen, Blutungen des Zahnfleisches oder eine verringerte Speichelproduktion verursachen (Bundeszahnärztekammer).

Entzündliche Darmerkrankungen

Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – CED – haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer Parodontitis zu erkranken. Patienten mit Parodontitis  wiederum haben ein signifikant höheres Risiko, an einer Colitis ulcerosa zu erkranken.

Diabetes

Eine Parodontitis kann zur Entstehung einer Diabetes beitragen und umgekehrt kann eine Diabetes eine Parodontitis verursachen und aufrechterhalten.

Chemo- und Radiotherapie

Während einer Chemo- oder Radiotherapie für die Krebsbehandlung treten oftmals Zahnfleischentzündungen auf. Die orale Schleimhaut kann dabei verletzt werden, und Bakterien können in die Blutbahn eindringen.

Während einer Radio- oder Chemotherapie muss daher darauf geachtet werden, dass der Mundraum möglichst sauber ist und regelmäßig gereinigt wird.

6. Wie kann man Zahn- und Munderkrankungen verhindern?

Zusammengefasst: Es kommt primär auf die Entfernung der Zahnbeläge an!

Zahnbeläge / Plaque sind die Hauptursache für Zahn und Zahnfleischerkrankungen sowie dem Gewebeabbau des Zahnhalteapparates. Dieses Verständnis eröffnet aber auch die Erkenntnis, dass Zahn- und Zahnfleischerkrankungen verhindert werden können. Die Zahnbeläge müssen entfernt werden! Und das kann jeder einzelne für sich selbst tun.

Zähneputzen

Primär wichtigstes Mittel zur Verhinderung von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen ist die mechanische Reinigung der Zähne. Die Zahnbeläge müssen entfernt werden. Zähne sollten mindestens zweimal pro Tag geputzt werden. Eine elektrische Zahnbürste mit Rotationen, Schwingungen, Vibrationen reinigt sehr viel besser als eine manuelle Zahnbürste und ist daher vorzuziehen.

Bei Parodontitis oder Periimplantitis empfiehlt sich insbesondere eine Ultraschallzahnbürste, da diese bis zu 5 mm tief in die Zahnfleischtaschen wirken und pathogene (krankmachende) Keime beseitigen und Entzündungen mindern kann (ZMK, 27.04.2012).

Die verwendete Zahncreme sollte zur Stärkung des Zahnschmelzes Flourid enthalten. Zahnpasten sind unterschiedlich abrasiv. Hochabrasive Zahnpasten können Partikel des Zahnschmelzes abtragen, sodass eine mittlere oder niedrige Abrasivität  vorzuziehen ist. Auf dem Markt ist auch eine medizinische Zahncreme mit Pflegeperlen erhältlich, die, obwohl niedrig-abrasiv, zu einer gründlichen Entfernung auch hartnäckiger Zahnbeläge, selbst an unzugänglichen Stellen, und Verfärbungen führt. Ebenfalls sind Zahnpasten ohne dem Weißmacher Titandioxid, das krebserregend sein kann, vorzuziehen.

Zahnseide

Die Reinigung der Zahnzwischenräume ist ebenfalls von höchster Wichtigkeit. Bei mindestens zweimaliger Anwendung der Zahnseide pro Woche ist die Wahrscheinlichkeit,  an einer Parodontitis zu erkranken, um 17 Prozent verringert  im Vergleich zu einer selteneren Zahnseidenverwendung. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von Zahnseide einen schützenden Effekt vor parodontalen Erkrankungen hat (Thieme Zahnmedizin zit. n. Hoedke, D. Weniger Parodontitis bei Verwendung von Zahnseide. Zahnmedizin up2date 06/2017).

Bei Brücken müssen mit entsprechenden Bürstchen unter sich gehende Stellen gereinigt werden.

Mundspüllösung

Nach der mechanischen Reinigung der Zähne sollte der Mund mit einer antibakteriellen Mundlösung gespült werden.

PZR – professionelle Zahnreinigung

Unverzichtbar ist eine halbjährliche, spätestens einmal pro Jahr stattfindende, beim Zahnarzt durchzuführende professionelle Zahnreinigung.

Die professionelle Zahnreinigung verwendet Ultraschall, womit Stellen erreicht werden können, die mit dem täglichen Zähneputzen nicht erreicht werden. Mit Schallinstrumenten, Pulverstrahltechnik und Handinstrumenten werden Beläge auf den Zahn- und auf den Wurzeloberflächen entfernt. Es werden Verfärbungen entfernt, die Zahnflächen und unebene Übergänge zu Füllungen und Zahnersatz geglättet. Die  Zahnzwischenräume werden gereinigt. Es folgt eine Politur der Zähne, die das Anhaften neuer Bakterien erschwert, und schließlich eine Fluoridierung mit einem Lack oder einem Gel, um die Zähne vor Karies zu schützen.

7. Zahnpflege in der Altenpflege und bei immobilen Menschen

Ältere Menschen besitzen heute immer mehr natürliche Zähne. In der Gruppe der 65- bis 74-jährigen sind die Parodontalerkrankungen rückläufig, 44,8 Prozent weisen dennoch eine moderate Parodontitis und 19,8 Prozent eine schwere Parodontitis auf. Weniger Zahnverluste gehen mit einer Zunahme der Paradontalerkrankungen einher (V. Deutsche Mundgesundheitsstudie).

Menschen mit Pflegebedarf weisen eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit auf als die gesamte Altersgruppe der älteren Senioren (75- bis 100-Jährige). Menschen mit Pflegebedarf haben weniger eigene Zähne oder sind zahnlos. Die verbleibenden eigenen Zähne sind weniger funktionstüchtig und weisen auch einen höheren Behandlungsbedarf auf.

Das bedeutet, dass insbesondere bei Menschen mit Pflegebedarf ein größeres Augenmerk auf die Prävention und Therapie von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen gelegt werden muss.

So haben 69,2 Prozent der Senioren mit Pflegebedarf (75- bis 100-Jährige) die Notwendigkeit einer Kariessanierung und 64,3 Prozent leiden unter Zahnfleischbluten.

Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit sind ältere Menschen weniger belastbar – das gilt auch für die zahnmedizinische Versorgung.

60 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf sind nicht mehr in der Lage, eigenständig einen Zahnarzttermin zu organisieren und selbstständig eine Praxis aufzusuchen. Sie benötigen dafür Unterstützung. Aus diesem Grund muss insbesondere bei dieser Personengruppe ein hohes Augenmerk auf die Prävention und die Behandlung von Zahnfleischentzündungen gelegt werden.

Eine uneingeschränkte zahnärztliche Versorgung ist nur noch bei 17,5 Prozent der Senioren mit Pflegebedarf möglich.

29,8 Prozent der Senioren mit Pflegebedarf können sich nicht mehr selbst um die Pflege ihrer Zähne und Zahnprothesen kümmern und benötigen Hilfe bei der täglichen Mundhygiene (V. Mundgesundheitsstudie).

Hinzu kommt, dass ältere Menschen einen geringeren Speichelfluss haben, an Mundtrockenheit leiden, sodass die Abwehr und Reparaturmechanismen als auch die Selbstreinigung der Zähne beeinträchtigt ist.

Menschen in Pflegeheimen nehmen oftmals auch ihren desolaten Mundgesundheitszustand und Hygienedefizite nicht wahr, und sehen darin kein Problem, sodass systemische Erkrankungen verursacht werden können. Diabetes-Patienten sind regelmäßig von Mundschleimhaut und Paradontalerkrankungen betroffen (Bundzahnärztekammer).

7.1. Schwierigkeiten der zahnärztlichen Versorgung in Pflegeeinrichtungen

Die zahnärztliche Versorgung und Betreuung in Pflegeeinrichtungen ist unzulänglich.

Zahnärztliche Kontrolluntersuchungen werden oftmals nicht durchgeführt, ebenso wie eine ausreichende Zahnpflege, sodass es schließlich zur notfallmäßigen Entfernung von Zähnen kommen kann. Der Zahnverlust kann dann oftmals auch nicht mehr mit Zahnersatz ausgeglichen werden, was zu einer deutlich herabgesetzten Lebensqualität der Betroffenen führt (DMS V).

Auch die zahnärztliche Versorgung von Patienten mit Behinderungen ist ungenügend. Auch diese Gruppe weist häufig Karies- und Parodontalerkrankungen auf, die dann zu Zahnverlust führen können. Aufgrund motorischer oder kognitiver Einschränkungen können Menschen mit Behinderung oftmals keine eigene Zahnpflege durchführen.

7.2. Präventionsmanagement

Die zahnärztlichen Institutionen (Bundeszahnärztekammer (BZKÄ) und kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) haben mit dem Konzept  „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter" ein Maßnahmenpaket entwickelt, das die zahnärztliche Betreuung in der Pflege und das Präventionsmanagement verbessern soll. Dabei können zwischen Zahnärztinnen und Zahnärzten Kooperationsverträge mit Pflegeeinrichtungen geschlossen werden, sodass vor Ort eine zahnärztliche Betreuung stattfindet. Die Krankenkassen übernehmen einmal im Kalenderhalbjahr die Vorsorgeuntersuchung, sei es in der Praxis, in der Wohnung oder im Pflegeheim.

8. Lebenslange Pflicht zur Pflege

Die Pflicht zur Pflege der Zähne und des Mundes besteht lebenslang und muss zur täglichen Routine werden. Saubere Zähne und ein sauberer Mund sind auch im Alter wichtiger Bestandteil der Lebensqualität, verhindert Erkrankungen und verlängert das Leben. 

9. Erkrankungen des Zusammenbisses: CMD-craniomandibuläre Dysfunktion

Infolge fehlender Zähne, fehlerhafter Füllungen, Zahnersatz oder Kieferorthopädie kann es zu einer Verschiebung bzw. Verlagerung des Bisses kommen. Dabei kann sich der Unterkiefer aus seiner ursprünglichen Lage zum Oberkiefer verlagern. Folge dieser Kieferverlagerung sind u.a. Schmerzen, Muskelverspannungen, Nervenschmerzen, Verlagerungen des Gesamtskeletts.

Die Therapie solcher Kieferverlagerungen erfolgt in der Regel durch zahnärztliche Schienen, die die anatomische physiologische Lage des Unterkiefers zum Oberkiefer wieder einstellen sollen. Nach Auffinden der richtigen Kieferlage werden die Zähne mit Füllungen oder Prothetik so gestaltet, dass die richtige Kieferlage fixiert wird.

Der verlagerte Kiefer führt zu gesamtkörperlichen muskulären und skelettalen Verlagerungen. Gesamtkörperliche Muskelverspannungen und gesamtskelettale Verlagerungen wiederum wirken sich auf die Bisslage aus. Bei der CMD-Therapie ist daher darauf zu achten, dass zeitgleich die gesamtskelettalen Verlagerungen manualtherapeutisch durch einen Orthopäden oder Osteopathen aufgelöst werden. Es entsteht dann eine neue Bisslage, die dann vom Zahnarzt unmittelbar im Biss nachgearbeitet werden muss.

10. Home-Care – Selbsthilfe

Der Erhalt eines gesunden Zustandes von Zähnen und Mund kann durch das eigene Mitwirken stark positiv beeinflusst werden.

Der Markt für Zahn- und Mundpflegeprodukte ist riesig, die Auswahl der richtigen Produkte nicht unbedingt einfach. In neuerer Zeit sind innovative, hochwirksame, wissenschaftlich belegte Produkte und Medizinprodukte zum Erhalt des Zahnschmelzes, zur Reparatur des Zahnschmelzes, zur wirksamen Entfernung von Zahnbelägen, zur wirksamen präventiven Selbstbehandlung von Zahnfleischentzündungen und auch für die Selbstbehandlung der Parodontitis auf den Markt gekommen. 

Innovative Produkte können auch bakterielle Besiedlungen im Mund ohne Schädigung der natürlichen Mundflora, ohne Verfärbung von Zähnen und ohne Nebenwirkungen effizient beseitigen.

Diese Produkte ermöglichen eine effiziente Prävention und Behandlung zum Erhalt der Zähne, für die Prävention und die Behandlung einer Parodontitis und Periimplantitis.

Als Leitschnur für eine Auswahl der Zahnpflegeprodukte können unter anderem folgende Parameter beachtet werden:

Zahnbürste elektrische Zahnbürste oder Ultraschallzahnbürste
Zahnpasta

geringe bis mittlere Abrasivität, Fluoridierung und Verzicht auf Titandioxid

Mundspüllösung

antibakterielle Mundspüllösungen,

möglichst Verzicht auf

  • Chlorhexidin (Verfärbung der Zähne, mögliche Resistenzen),
  • Polihexanid (krebserregend),
  • Alkohol
Zahnfleischerkrankungen, Aphten

antibakterielle Präparate,

möglichst Verzicht auf

  • Chlorhexidin (Verfärbung der Zähne, mögliche Resistenzen)
  • Polihexanid (krebserregend)
  • Alkohol

 

Autorin: Angelika Pfirrmann

Unternehmensberaterin Medizintechnik & Dental

Medizinprodukteberaterin (MPG)

Medical Writer


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